Das bko Berlin ist ein reines Laienorchester

und hat den Anspruch, sich mit der Literatur für Kammerorchester unter professioneller Leitung auseinanderzusetzen.
Es legt dabei den Schwerpunkt auf die Musik des 20. Jahrhunderts und stellt diese in einen Zusammenhang mit Werken aus Barock bis Romantik.

Stimmen zu unserem letzten Konzert

Hervorragende Hornistin und hochinteressanter Tenor, wunderbar zusammengestelltes Programm und das von einem "Laien" Ensamble!?!!  → weiterlesen
Diese Qualität und Experimentierfreude würde ich mir bei manchen "Profi"Orchester gerne wünschen. Bin gespannt auf das nächte Konzert!
Geschrieben am So. 09.06.13 um 23:56 Uhr an TwoTickets.de

Es war ein wunderschönes Konzert an einem schönen Ort.  → weiterlesen
Die Zusammensetzung des Programms fand ich sehr gelungen, ebenso die Leistungen des Orchesters und der anderen Beteiligten.
Geschrieben am So. 09.06.13 um 10:35 Uhr an TwoTickets.de

Schön, dass in diesem Jahr anlässlich seines 100. Geburtstages Benjamin Britten öfters gespielt wird. So auch gestern bei diesem Konzert.  → weiterlesen
Und dazu noch Schostakowitsch, das war wirklich ein Traum! Berührend auch der Gesang von Paul Kaufmann gleich zu Beginn. Die Idee, dem Solo des Horns hinter einer verschlossenen Tür zu lauschen war für mich bislang einmalig, es klang dadurch angenehm entrückt. Dieses Laienorchester spielte m.E. ausgesprochen professionell.
Geschrieben am So. 09.06.13 um 09:38 Uhr an TwoTickets.de

Ein wunderbares Konzert wurde uns geboten. Mir persönlich hat die Kraft, aber auch Verspieltheit von Schostakowitsch besonders gut gefallen.  → weiterlesen
Aber auch der Gesang (insbesondere der Teil mit Kopfstimme) von Paul Kaufmann und das perfekte Blasen des Hornes von Anne Metzen waren außergewöhnlich.
Geschrieben am Sa. 08.06.13 um 22:59 Uhr an TwoTickets.de
Mozart als Schnittstelle im nächsten Projekt:

Schnittke → Mozart|Mozart ← Strauss

Konzert    am 25. und 26. Januar 2014 mit dem bkob

 

Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen und Eindrücke → hier.
Detaillierte Programminformationen:  Schnittke → Mozart ← Strauss

Alfred Schnittke
moz-art à la haydn, Quasi una sonate für Violine & Kammerorchester, Spiel mit Musik, 1977

Nach anfänglichen Versuchen mit Kompositionstechniken wie Aleatorik und Serialismus wandte sich Schnittke einer polystilistischen Kompositionsweise zu, die sich auf Charles Ives, Luciano Berio und Bernd Alois Zimmermann beruft. Erste Aufmerksamkeit im Westen erzielten seine Werke bei den Tagen für Neue Musik in Donaueschingen 1966. 1990 siedelte Schnittke, nachdem er über 40 Jahre in Russland gelebt und gearbeitet hatte, mit seiner Familie nach Hamburg über, wo er an der Musikhochschule eine Professur für Komposition übernahm.

1985 erlitt Schnittke einen Schlaganfall, infolgedessen er kurzzeitig klinisch tot war; dieser „setzte in ihm nochmals ungeheure Schaffenskräfte frei – gut die Hälfte seiner wichtigsten Werke entstand in den 13 ihm noch verbleibenden Jahren, in denen ihn noch drei weitere Schlaganfälle in den Jahren 1991 und 1994 immer wieder an der Arbeit hinderten“. Auch nach seinem vierten Schlaganfall konnte er noch eine 9. Symphonie schreiben, ehe er dann im Jahre 1998 im Alter von 63 Jahren starb.

Auf der Suche nach seiner kompositorischen Identität schrieb Schnittke anfänglich viel szenische Musik und Filmmusik. Die 2. Violinsonate von 1968 markiert den Beginn dieses neuen Kompositionsstiles, gleichzeitig begab sich Schnittke aber auch kompositorisch auf eine mit jedem Werk neu entstehende Reise nach Klängen und Konzepten.

Gleich seine 1. Sinfonie (1972–74) betitelte er selbst als „Un-Sinfonie“; sie ist ein auskomponiertes Fragezeichen in gigantischen Ausmaßen und behandelt die Suche nach einer zeitgemäßen sinfonischen Form des 20. Jahrhunderts.

Gestische und theatralische Elemente, ein weiteres wichtiges Merkmal Schnittkes Musik, sind hier ebenso einbezogen wie traditionelle Formen und Stile, selbst Jazz wird als „Möglichkeit“ inszeniert, es ist eine sinfonische Apokalypse.  weitere Programminfos folgen ...


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Wolfgang Amadeua Mozart

Serenata notturna D-Dur KV 239
Die Serenade für Orchester Nr. 6 in D-Dur entstand 1776 - jedenfalls vermerkte Leopold Mozart dieses Datum ebenso wie den Beinamen "Serenata notturna" auf dem Manuskript seines Sohnes.
Es beinhaltet die Sätze; Marcia (maestoso) - Minuetto - Rondo (allegretto)
und wurde für vier Solostimmen (1. / 2. Violine, Viola und Kontrabass) mit Streichorchester und Pauke gesetzt

Ouverture zur Oper Die Hochzeit des Figaro
Fassung für Streichquartett von einem anonymen Zeitgenossen, bearbeitet von Jan Vogler

Am "revolutionärsten" ist Mozart in der Ouvertüre seiner Oper: Wider Erwarten wird darin auf die Arien und Ensembles, die später folgen, in keiner Weise Bezug genommen; vielmehr entspricht dieses erst kurz vor der Premiere der Oper komponierte Stück in Tempo und Dynamik am ehesten dem aufrührerischen Geist des der Oper zugrunde liegenden Beaumarchais´schen Originals "Ein toller Tag" ...  weitere Programminfos folgen ...


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Richard Strauss, Metamorphosen, Studie für 23 Solostreicher, ursprünglich als Septett geplant
Untertitel "In memoriam", UA Januar 1946 mit dem Collegium Musicum Zürich, Paul Sacher
komponiert in den letzten Monaten des II. Weltkrieges von August 1944 bis März 1945

Am Ende des Krieges entstanden, erscheint es naheliegend, dass Strauss dieses Werk als eine Trauermusik anlässlich der Zerstörung Deutschlands geschrieben hat, insbesondere als eine Elegie über die desaströse Bombardierung seiner Heimatstadt München. Dieser weitverbreiteten Interpretation (Strauss selber hat nie etwas über die Bedeutung seines Werkes gesagt) stellt Timothy L. Jackson in einer Arbeit von 1990 eine andere Sicht entgegen: ... weiterlesen

... die Metamorphosen seien eine philosophische, an Goethe angelehnte Studie über die fundamentale Bedeutung des Krieges an sich, begründet in der niederen Natur des Menschen. Strauss nutze das klassische Konzept der Metamorphose als einer Entwicklung vom Irdischen zum Göttlichen in bewusst invertierter Form: das Ende der Verwandlung sei nicht Vergeistigung, sondern Bestialität. Am Schluss der Metamorphosen erscheint in der Bassstimme das Trauermarsch-Motiv aus Beethovens Eroica - in der Partitur mit "In Memoriam!" überschrieben. Das Trauer-Thema steht in musikalischem Bezug zur thematischen Entwicklung innerhalb der Metamorphosen, obwohl Strauss schrieb, dass ihm diese Verbindung zur Eroica erst ganz zum Schluss seiner Komposition eingefallen sei und es sich dabei eher "um einen unbewußten Anklang" handle. Nun gibt es unterschiedlichste Meinungen darüber, was Strauss mit dem Beethoven-Zitat bezweckt hat und wer oder was mit "In memoriam" gemeint sei.

In einer kritischen Sichtweise von 1947 vermutet der niederländische Komponist und Musikjournalist Matthijs Vermeulen, das Werk sei ein Klagelied über das untergehende Nazi-Regime und "In memoriam" sei Hitler selbst gemeint. Dies wurde vom Schweizer Musikwissenschaftler Willi Schuh scharf bestritten, der mit den Metamorphosen von Beginn an befasst war und dessen wissenschaftlicher Schwerpunkt auf dem Werk Richard Strauss' lag. Er vertrat die Ansicht, die Widmung beziehe sich nicht auf Hitler sondern auf Beethoven - eine Sichtweise, die dann von vielen Musikwissenschaftlern geteilt werden sollte.

Eine weitere interessante Interpretation zielt auf die historische Tatsache, dass Beethoven selbst seine Eroica-Widmung an Napoleon noch zu dessen Lebzeiten desillusioniert zurückzog - zugunsten der "Erinnerung an einen großen Menschen". In dieser Gegenüberstellung erscheine Strauss' Zitat und Widmung als eine interessante Parallele seiner eigenen Verstrickung in das Nazi-Regime (immerhin war 2 Jahre Präsident der Reichmusikkammer und von Hitler als der "größte lebende Komponist" apostrophiert) und letztlich seiner Ablehnung der Person Hitler. Ähnlich wie Beethoven als ehemals glühender Verehrer Napoleons diesen ironisch als "großen Menschen" abtat, habe Strauss mit seiner eigenen NS-Verstrickung und Vergangenheit gebrochen.

Vielleicht hat Strauss - entgegen allen Theorien - seine Widmung und Zitat auch absichtlich als vielschichtig auslegbare Bedeutung angelegt, ohne eine eigene klare Aussage zu intendieren, außer "Widerschein meines ganzen vergangenen Lebens" zu sein.

Jenseits aller Meinungen und Mutmaßungen bleibt festzuhalten, dass Strauss in diesem Spätwerk die zeit seines Lebens geschätzte Technik des Kontrapunkts zu einem meisterhaften Höhepunkt geführt hat.


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