Das bko Berlin ist ein reines Laienorchester

und hat den Anspruch, sich mit der Literatur für Kammerorchester unter professioneller Leitung auseinanderzusetzen.
Es legt dabei den Schwerpunkt auf die Musik des 20. Jahrhunderts und stellt diese in einen Zusammenhang mit Werken aus Barock bis Romantik.

Bach    Barber   Pärt  und  Britten

Konzert   am 24. und 25. Januar 2015 mit dem bkob
 
 
Bach  aus Kunst der Fuge
Barber  Adagio for Strings
Pärt  Cantus in Memoriam Benjamin Britten
 
Britten  Variations on a theme of Frank Bridge

Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
"Die Kunst der Fuge"

Mit dem Werk solle anschaulich vermittelt werden, so der erste Bach-Biograph Johann Nikolaus Forkel, "was möglicher Weise über ein Fugenthema gemacht werden könne. Die Variationen, welche sämmtlich vollständige Fugen über einerley Thema sind, werden hier Contrapuncte genannt".

Um die kontrapunktische Struktur des Werkes zu verdeutlichen, hat Bach jede Stimme – alle vorkommenden Fugen, Doppelfugen, Spiegelfugen usw. sind höchstens vierstimmig – auf einem eigenen Notensystem, also in Partiturform, ausgeschrieben. Zugleich folgte er damit der alten Tradition, polyphone Tastenmusik in Partitur zu notieren, welche ihre Blüte im 17. Jahrhundert erlebt hatte und Werke namhafter Komponisten wie Frescobaldi, Scheidt, Froberger, Buxtehude und Kerll aufweist.

Das fragmentarisch überlieferte Werk Bachs bietet bis heute Anlass nicht nur zu vielfältigen Spekulationen, sondern ist auch Gegenstand akribischer werkanalytischer, musikgeschichtlicher und quellenkritischer Untersuchungen. Die anhaltende Diskussion thematisiert dabei vor allem die Frage der vorgesehenen Instrumente, der Abfolge der einzelnen Sätze sowie der Unabgeschlossenheit dieses Werkes.

 

Zu Gehör kommen die Fugen Nr. 1, 18 und 4.

Am Schluß der Handschrift von Nr. 18:
"Ãœber dieser Fuge, wo der Nahme B-A-C-H im Contrasubjekt angebracht worden, ist der Verfasser gestorben.
(von der Hand Ph. E. Bach's)
"

Eine abschließende Reinschrift der Kunst der Fuge ist nicht überliefert und hat wohl nie existiert. Die vier heute noch bekannten Autographen, von denen keines den Zyklus vollständig enthält, spiegeln meistens einen früheren Stand der Komposition.

Sie liegen sämtlich in der Staatsbibliothek Berlin und sind in einem Konvolut zusammengefasst.


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Wie die Goldbergvariationen und das Musicalische Opfer ist Die Kunst der Fuge eine Sammlung von Kompositionen über ein bestimmtes Thema, dessen Möglichkeiten systematisch erforscht werden. Sie besteht aus 14 "Contrapunctus" genannten drei- und vierstimmigen Fugen und vier zweistimmigen Kanons. Als Besonderheit sind die Contrapuncti 12 und 13 doppelt vorhanden; in einer "recto" genannten Urform und einer "inverso" genannten Spiegelform.



Die erste Auflage setzt vor den Notentext die

"Nachricht.
Der selige Herr Verfasser dieses Werkes wurde durch seine Augenkrankheit und den kurz darauf erfolgten Tod ausser Stande gesetzet, die letzte Fuge, wo er sich bey Anbringung des dritten Satzes namentlich zu erkennen giebet, zu Ende zu bringen; man hat dahero die Freunde seiner Muse durch Mittheilung des am Ende beygefügten vierstimmig ausgearbeiteten Kirchenchorals, den der selige Mann in seiner Blindheit einem seiner Freunde aus dem Stegereif in die Feder dictirert hat, schadlos halten wollen.
"


Gemeint ist die vermutlich zwischen 1744 und 1747 entstandene Choralbearbeitung für Orgel "Wenn wir in hoechsten Noethen" (BWV 668, eigentlich "Vor deinen Thron tret’ ich hiermit"), die als Schlussstück auf den Contrapunctus 14 folgt. Sie war also eindeutig von Bach nicht für die Kunst der Fuge vorgesehen, sondern ist von den posthumen Herausgebern angefügt worden.

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Samuel Barber (1910 - 1981)
Adagio for Strings

Das Werk gilt als Samuel Barbers populärste Komposition. Im Jahr 2004 wurde Adagio for Strings von den Hörern der BBC zum "traurigsten klassischen Stück" gewählt. Barber selbst fand hingegen keinen Gefallen daran, dass das Adagio in seiner Popularität sein weiteres kompositorisches Schaffen in den Schatten stellte.

Das Stück wurde u. a. bei den Beerdigungen der US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt und John F. Kennedy gespielt, sowie bei den Beisetzungen von Grace Kelly, Rainier III. von Monaco und Albert Einstein.

Weiterhin wurde das Werk am 13. September 2001 um 10 Uhr auf vielen Radiostationen in Europa im Gedenken an den 11. September 2001 gesendet und am ersten Jahrestag der Anschläge in New York aufgeführt, als die Namen der Verstorbenen verlesen wurden.

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Es ist ein Arrangement des zweiten Satzes seines Streichquartetts String Quartet op. 11 aus dem Jahr 1936. Die Uraufführung fand am 5. November 1938 unter Arturo Toscanini mit dem NBC Symphony Orchestra in New York statt. 1967 erstellte Barber eine Fassung für achtstimmigen Chor, Agnus Dei, als Vertonung des Agnus Dei.

Aufgrund seiner emotionalen Intensität wurde das Werk mehrfach als Filmmusik verwendet, zum ersten Mal in Der große Diktator (1940), später in Der Elefantenmensch (1980). Bekannter ist jedoch sein wiederholtes Vorkommen als Titelmusik im Antikriegsfilm Platoon. In Die fabelhafte Welt der Amélie ist der Satz in der Szene zu hören, in der sich Amélie Poulain ihr trauriges Leben im Fernsehen ansieht. Das Stück erklingt auch in Sophie Scholl – Die letzten Tage, sowie in Der scharlachrote Buchstabe (1995), Ma Mère (2004), Lorenzos Öl (1992), Reconstruction (2003) und Der Soldat James Ryan (1998).

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Arvo Pärt (* 1935)
Cantus in Memoriam Benjamin Britten

Arvo Pärt komponierte das Stück Cantus in Memoriam Benjamin Britten in Gedenken an den 1976 verstorbenen Künstler Benjamin Britten.

Kurz vor Brittens Tod erkannte Pärt die unübliche Reinheit dessen Musik und wollte ihn persönlich kennenlernen, da er sich mit seinen Kompositionen identifizieren konnte.

Durch dieses Stück wollte er seinem Idol die letzte Ehre erweisen, da ihm der Wunsch eines Treffens durch unüberbrückbare politische Differenzen zwischen der UdSSR und England sowie den frühen Tod Brittens verwehrt wurde. Dieser unerfüllte Wunsch motivierte Pärt, ein Stück für Britten zu komponieren.


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Das Stück kann als eine Meditation über den Tod angesehen werden. Der Autor der Biographie Pärts, Paul Hillier, sagt, dass "die Art und Weise zu leben von unserer Beziehung zum Tod abhängt: Wie Musik gestaltet wird hängt von der Beziehung zur Stille ab." Demnach wird dieses Stück durch die Stille am Anfang sowie am Ende geprägt.

Obwohl die verschiedenen Instrumente nacheinander hinzukommen, spielen sie genau genommen von Beginn an. Die Stille schafft einen Rahmen um das Stück und hat eine religiöse oder spirituelle Bedeutung. Sie verdeutlicht den Gedanken, dass wir aus der Stille entstehen und auch zur Stille zurückkehren werden.

Pärt strebt in seiner fast ausschließlich religiös motivierten Musik nach einem Ideal der Einfachheit, das die spirituelle Botschaft unterstützt. Er entwickelte seinen eigenen Musikstil, den er „Tintinnabuli“ (Klingeln der Glocken) nennt: Einfache Harmonien, meist Dreiklänge und diese überlagernde Tonleitern bestimmen seine rhythmisch bewusst einfach gehaltenen Kompositionen.

Pärt erklärt seine Musik so:
"Ich habe entdeckt, dass es genügt, wenn ein einziger Ton schön gespielt wird. Dieser Ton, die Stille oder das Schweigen beruhigen mich. Ich arbeite mit wenig Material, mit einer Stimme, mit zwei Stimmen. Ich baue aus primitivem Stoff, aus einem Dreiklang, einer bestimmten Tonqualität. Die drei Klänge eines Dreiklangs wirken glockenähnlich. So habe ich es Tintinnabuli genannt."

Trotz der Tatsache, dass Arvo Pärt vorwiegend für seine religiösen Stücke bekannt ist, ist dieser Cantus nicht primär auf religiöse Inhalte zurückzuführen.

Das Stück wurde aufgrund seiner musikalischen Tragweite als Hintergrundmusik bei Filmen, Fernsehdokumentationen und Serien verwendet.

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Benjamin Britten (1913 - 1976)
Variationen über ein Thema von F. Bridge

1939 verließ der erklärte Pazifist Britten Europa und ging in die USA. Noch vor Ende des Krieges kehrte er jedoch 1942 nach Großbritannien zurück.

1948 gründete Britten in seinem Wohnort Aldeburgh ein Musikfestival, das bis heute existiert. 1967 wurde eine Konzerthalle in einem Dorf nahe Aldeburgh eröffnet. Dort findet das Aldeburgh Festival seither jährlich statt.

Britten verwendete zwar auch Techniken seiner modernen Zeitgenossen, im großen und ganzen ist Brittens Musik aber eher als konservativ zu bezeichnen. Er war ein Verehrer von Henry Purcell und griff bei einem seiner bekanntesten Werke, dem Young Person’s Guide to the Orchestra, auf ein Thema Purcells zurück.

Am 2. Juli 1976 wurde Britten als Baron Britten of Aldeburgh in The County of Suffolk zu einem Life Peer erhoben. Einige Monate später starb er in seinem Haus in Aldeburgh und wurde auf dem örtlichen Friedhof begraben.

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Frank Bridge schrieb hauptsächlich Kammermusik und einige groß angelegte Orchesterwerke, anfangs in konventionellem Stil, im Laufe der Zeit weisen seine Werke jedoch immer modernere Strukturen auf. Während sein Frühwerk The Sea (Tongedicht) die prachtvolle Darstellung des Meeres in allen möglichen Stimmungen und Facetten von tragisch bis idyllisch bietet, wartet sein Spätwerk Enter Spring (Tongedicht) mit deutlichen Anklängen an Arnold Schönbergs Zwölftonmusik auf.

Frank Bridge begann seine Laufbahn als Probendirigent verschiedener Kammerorchester. Nachdem er immer häufiger für die Leitung diverser Promenadenkonzerte eingesetzt wurde, wuchs sein Ruhm.

Bridge war auch Musiklehrer, sein wohl bedeutendster Schüler war Benjamin Britten. Dieser komponierte am Anfang seiner Laufbahn ein Variationswerk für Streicher nach einem Thema von Bridge. Dieses Werk fand international Beachtung, wovon auch Bridge profitieren konnte.

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